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Geschrieben von Kurt am 23.04.09 um 08.31:
Kraftstoffproblematik
Lese hier immer wieder das es unterschiedliche Meinungen zum Kraftstoff gibt - denke es wäre Zeit eine kurze Übersicht zu schreiben.
Was macht das Blei oder der Bleiersatz im Kraftstoff?
Die alten Motoren sind mit Ventilsitzringen teilweise aus Gusseisen hergestellt. Besonders an den Auslassventilen kommt es bedingt durch die Hitze der Auspuffgase die den Zylinder unter Druck verlassen zu sehr hohen Spitzentemperaturen.
Wenn man nun bedenkt das die Sitzbreite des Auslassventiles in etwa 2mm beträgt und das Ventil bei Volllast gut und gerne mal 700°C erreichen kann an den Tellerenden wird klar das das Ventil ziemlich zu kämpfen hat diese Temperatur über die 2mm Sitzbreite an den Ventilsitzring weiterzugeben der seinerseits die Hitze in den Kopf bzw. ins Kühlwasser leitet.
Das Blei im alten Sprit hat sich dabei auf den Ventilsitz gelegt und den Teller kühler gehalten bzw. mitgeholfen die Hitze leichter abzuführen.
Diese Aufgabe übernimmt nun der Bleiersatz. Das konnte man früher auch sehen z.B. nach längeren schnellen Autobahnfahrten war an der Innenseite des Auspuffendrohres ein grauer Belag - auch das war Bleistaub.
Wenn der Kopf umgebaut wurde bzw. neueren Produktionsdatums ist (Corsa 1000 Kopf z.B.) hat er Ventilsitzringe aus Einsatzstahl die ebenfalls die Hitzeableitung begünstigen und somit kein Blei mehr brauchen bzw. Ersatz dafür.
Über die Haltbarkeit ohne Blei bzw. Ersatz bei bleifreiem Betrieb kann ich keine Aussage machen - kommt auf die Kondition der Sitzringe und Ventile an, die gelaufenen Kilometer, die Hochdrehzahlen und Temperaturen die gefahren werden.
Es kann ohne weiteres sein das jemand ewig mit bleifreiem Sprit fährt

während ein anderer nach 3x bleifrei tanken kaputte Auslassventile hat.
DAS HAT ABER NICHTS MIT DER OKTANZAHL ZU TUN!!!
Was ist nun die Oktanzahl?
Die Resarch Oktan Zahl (kurz ROZ) gibt die "Klopffestigkeit" des Kraftstoffes an.
Da Benzin in verdampfter Form wie es im Brennraum drinnen ist sehr leicht entzündlich ist kann es bei hoher Temperatur im Brennraum passieren das sich das Benzin ohne Kerzenfunke bereits beim Verdichten selbst entzündet. Die Druckwellen die dabei entstehen prallen gegen die Druckwellen die durch die Verbrennung durch die Zündkerze entstehen - es entsteht das Klopfen was für uns als Zündungsklingeln bekannt ist! Das ist vor allem für die Kolben sehr schädlich und Hochdrehzahlklingeln ist nicht zu hören und kann unter Umständen zur Zerstörung der Kolben führen.
Die Oktanzahl gibt nun die Klopffestigkeit an und ist abhängig von der Verdichtung des Motors (je höher desto höher die Temperatur).
Ermittelt wird die Zahl mit 2 Flüssigkeiten die im Versuch gemischt werden
1x Isooktan (100% Klopffest)
1x Normalheptan (0% Klopffest)
91 Oktan verhällt sich nun wie 91 Teile Isooktan und 9Teile Normalheptan z.B.
1100 N und 1200N Motoren können mit 91 Oktan betrieben werden
1100S, 1100SR und 1200S Motoren müssen mit mind 95 oder besser noch mit 98 Oktan betrieben werden (auf Grund der höheren Verdichtung)
Ist bei den CIH Motoren nicht anders. N Motoren 91 S Motoren mind. 95 besser 98.
Bei 95 Oktan muß bei manchen Motoren der Zündzeitpunkt angepasst werden (z.B. beim 1900HL). Der OHV verträgt es mit gleicher Zündung.
Empfehlenswert ist - unabhängig von der Oktanzahl - bei alten nicht modifizierten Zylinderköpfen aus Gusseisen beim Tanken den Bleiersatz beizumengen.
Opel hat mal eine Info rausgegeben das bei den alten Motoren zumindest jede 5. Tankfüllung verbleit sein sollte.
Wer also jedesmal einen Schluck Bleiersatz zum vollen Tank kippt ist auf der sicheren Seite
Hoffe etwas Licht in die Kraftstoffsache gebracht zu haben
Geschrieben von kadettblimo am 23.04.09 um 11.09:
RE: Kraftstoffproblematik
und gleich noch die Anfrage, ob man das Thema nach ganz oben schieben könnte, weil ja immer wieder danach gefragt wird, und so würde es auf der ersten Seite bleiben und nicht nach unten durchrutschen
Geschrieben von Schrägheck am 23.04.09 um 17.48:
Moin Kurt,
schöne Zusammenfassung!
Ich habe allerdings nach wie vor Zweifel, ob der Bleiersatz wirklich funktioniert.
Mir konnte noch keiner erklären, was da drin sein soll, das den Job des Bleitetra-dingsda erfüllen könnte.
Dass es auch mit Bleibenzin irgendwann eingeschlagene Ventilsitze gibt, ist klar.
Nur sollte irgendwo ein deutlicher Unterschied zwischen dem Verschleiss im Betrieb mit und ohne Bleiersatz spürbar sein.
Ich konnte das bei meinem 1,1N/45PS nicht nachvollziehen.
Da hat sich das Spiel am Auslassventil des 4. Zylinders schnell verringert.
(mit Bleiersatz!)
Irgendwann hatte ich die Faxen dicke und sowieso keinen Bleiersatz mehr.
In den letzten ca 40.000km hat sich das Spiel genauso schnell/langsam verändert, wie vorher mit Bleiersatz.
(viel Vollgas Autobahn)
Grobe Richtung Nach Einstellen auf reichlich 0,3mm war fast Null Spiel nach ca 5000km erreicht.
(am unrunden Leerlauf bei warmem Motor "prima" zu erkennen)
Das Ganze nur beim 4. Zylinder, die anderen waren unauffällig.
(insgesamt dürfte das Ventil ca 5- 6mm tiefer sitzen)
Gibt es wissenschaftliche Studien, bzw. Versuche, die nicht von Herrn DEA, Esso, Aral oder Shell und Konsorten gesponsert, bzw. in Auftrag gegeben wurden?
Versteh mich nicht falsch, ich will niemandem den Bleiersatz madig machen, ich frage ich nur, ob das Zeug tatsächlich etwas bringt.
(oder ein weiterer grosser Witz der Industrie ist)
Bei meinem 1,1N/50PS Bj. 73 war nach ca 50.000km Bleifrei ohne Ersatz (Gesamtlaufleistung 189.000km) kein stärkerer Verschleiss an den Ventilen und Sitzen festzustellen.
(leichte Spuren waren natürlich sichtbar, aber das Spiel blieb ziemlich konstant)
Gruss, Jens
Geschrieben von Coupe 69 am 23.04.09 um 18.14:
RE: Kraftstoffproblematik
Nabend,
Ich hab mir heute wieder eine neue Flasche
von diesem Bleiersatz gekauft, und werde es
auch so ab und zu mal rein kippen.
Vieleicht hilft ja auch der Glaube daran das
es etwas bringt schon was. :finger:
Gruss Manni
Geschrieben von Greenie am 23.04.09 um 18.50:
ich konnte die Zusatzkacke endlich aussondern dank Korsakopf
Geschrieben von Kurt am 27.04.09 um 13.05:
Hallo Schrägheck!
Wenn sich der Ventilsitz einarbeitet und das Spiel kleiner wird - wird auch die Sitzbreite mehr und dadurch kann das Ventil mehr Wärme übertragen also ist es ohne Bleiersatz ungefährlicher.
Einarbeiten tut sich der Ventilsitz wenn die Härtung des Sitzes oder des Ventils nachlässt bzw. der Motor einmal stark überhitzt wurde.
Das Einschlagen das rundum gleichmäßig erfolgt hat nix mit Blei im Sprit zu tun.
Lediglich wenn die Hitze am Auspuffventil zu hoch wird (was ohne Blei oder Ersatz bei hoher Leistung passieren kann) Verbrennt das Ventil beistens Kerbförmig am äusseren Rand des Tellers.
wie gesagt einer fährt ohne blei lange der andere keine 3 tage kommt immer auf den Zustand des Motors an.
Geschrieben von Schrägheck am 27.04.09 um 17.43:
Hallo Kurt,
ich hatte es nur mal irgendwo gelesen, dass das Blei quasi als Stossdämpfer agiert.
Bei meinem Kopf ist das Ventil auf jeden Fall zu heiss geworden (ist braun geworden), schon weil es oft ohne Spiel Vollgas aushalten musste.
(kurz vor dem nächsten Nachstellen, zum Glück nicht abgerissen)
Das Ventil selbst ist aber nicht stark eingeschlagen.
Am Sitz sind einige mm weg, da ist das Spiel hingegangen.
Ist auch nur am 4. Zylinder/Auslass.
Ich müsste das mal fotografieren.
Gruss, Jens
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